Das Köhlerteam aus Ziemetshausen baute einen voll funktionsfähigen Mini Meiler: 900 mm im Durchmesser und 450 mm hoch: Der Mini-Kohlenmeiler, der „dampft wie ein Großer“
Text: Beatrice Spengler
Pünktlich zum Köhlerfest hatten sich die dunklen Regenwolken beim Heimatverein in Ziemetshausen verzogen. Schon von Weitem konnte man die Köhler in ihrer kohlschwarzen Kluft mit Hut und rotem Tuch erkennen. Dazu schallten die stimmungsvollen Klänge der Dorfmusik über den Platz in dessen Mitte ein voll funktionsfähiger Miniatur Kohlenmeiler dampfte.
Nachdem der Kohlenmeiler in Ziemetshausen letztes Jahr auf überwältigend große Begeisterung stieß, wurde erneut ein Köhlerfest beschlossen, diesmal mit Mini-Meiler. Schon einige Wochen zuvor hatten die Köhler unter Leitung von Armin Desch und Joachim Böck einen Testlauf gestartet, um zu schauen, ob es denn überhaupt möglich war einen so kleinen Meiler zu bauen der dazu noch funktionierte und stellten begeistert fest, „der dampft wie ein Großer!“. Das Experiment war gelungen! So konnte am 14.9.2024 ohne Bedenken der nächste Mini-Meiler gebaut werden. Enthusiastisch bauten auch schon junge Nachwuchs-Köhler am kleinen Meiler mit. Auf eine gepflasterte Schicht wurde eine Holzplatte mit dem Quandel platziert. Das ist eine Art Schacht, in die später die Kohle zum Entfachen des Meilers gegeben wird. Schließlich schichteten die Helfer in Präzisionsarbeit die Hölzchen aneinander und dichteten mit Moos, Erde und Lösche ab. Nach nur wenigen Stunden war das Meisterwerk fertig: mit 900 mm im Durchmesser und 450 mm hoch. Dafür, dass dieser auch wie ein Kohlenmeiler, und nicht wie ein überdimensionierter Maulwurfhügel aussah, sorgte Achim Böck indem er handtellergroße Stützen bastelte und um den Meiler stellte. Entfacht wurde dieser schließlich von Bürgermeister Ralf Wetzel und Landrat Hans Reichhart. Hatte letztes Jahr im großen Meiler Problemlos ein ganzer Kohlensack im Quandel Platz gefunden, mussten die Ehrengäste diesmal die glühende Kohle mit einer Pinzette in den Schacht geben. Kurz darauf qualmte der Meiler bläulich weiß und der unverkennbare, schweflige Geruch stieg den Umstehenden in die Nase.
Eins der zahlreichen Highlights des Abends war das Lied für die „Köhlerliesl“, das Reinhold Domberger kreativ und humorvoll für die „Köhler aus dem Zusamtal und ihre Liesl“ umgedichtet hatte. Der Köhler-Männerchor sang aus Leibeskräften ihr Köhlerlied und passend zum Refrain stand die Ziemetshauser „Köhlerliesl“ Beatrice Spengler im kohlefarbenen Dirndl mit Schärpe auf der Bühne.
Die Besucher waren auch begeistert über das vielfältige kulinarische Angebot und stürzen sich auf Steckerlfisch, Spanferkel, Köhlerspieße und personalisierte Burger. Natürlich wurde alles mit der selbst hergestellten Kohle vom letzten Jahr gegrillt. Detailverliebte konnten sogar Kuchen in Form eines Kohlenmeilers oder einer Köhlerhütte entdecken und selbst bei der Tischdeko durfte „das schwarze Gold“ nicht fehlen.
Erst sorgte die Dorfmusik mit einem Programm aus böhmischer, mährischer und altbayerischer Blasmusik unter Leitung von Markus Ungethüm für gute Stimmung. Danach schmetterte die Michael-Zeller Band einen rockigen Hit nach dem nächsten. Kein Wunder, dass das Publikum begeistert war, denn der ausgebildete Gitarren- und Bassspieler und seine Band können auf reichlich Bühnenerfahrung zurückblicken. Bis in die späten Stunden wurde mit guter Laune beim qualmenden Meiler gefeiert.
Ein herzliches Dankeschön gilt allen Helfern, die voller Tatkraft und Liebe zum Detail dieses Fest zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben.