Heimatverein Ziemetshausen

und Umgebung e.V.


Das schwarze Ziemetshauser Gold
Das Köhlerteam des Heimatvereins Ziemetshausen baut einen Kohlenmeiler

Text: Beatrice Spengler

Ein riesiger, qualmender Haufen stand in der Mitte einer Wiese in Ziemetshausen in der Nähe des Waldkindergartens. Ein lagerfeuerähnlicher Geruch drang in die Nase. Neugierig traten Besucher*innen näher. Was es damit auf sich hatte? Das Köhler-Team des Heimatvereins Ziemetshausen wollte selbst herausfinden, wie aus Holz Kohle wird.

Bereits im Altertum wurde Holzkohle hergestellt, da diese essentiell zum Schmelzen von Metallen war. Dazu baute man schon damals sogenannte „Meiler“. Kürzlich wurden sogar im Ziemetshauser Wald Anhaltspunkte für eine historische Kohlenmeiler-Platte gefunden. Dieses jahrtausendealte, heimische Handwerk wieder aufleben zu lassen, hatte sich das Köhler-Team des Heimatvereins zum Ziel gesetzt. Geleitet wurde das Projekt von Joachim Böck und dem im Kohlenmeiler-Bau erfahrenen Armin Desch.

Auf eine Bodenplatte aus Holz wurde mittig ein „Quandel“ (Feuerschacht) gebaut, um das Buchenholzscheite gestellt wurden. Die Sonne brannte, die Mücken surrten, ausdauernd wurde ein Scheit dicht auf das anderen geschichtet. Zwei Tage später ragte bereits ein beträchtlicher Hügel aus 24 Ster Holz aus der Wiese, der stattlichen fünf Meter Durchmesser und rund zweieinhalb Meter Höhe maß. Dieser wurde schließlich durch Gras und einer etwa 10 cm dicken Erdschicht luftdicht abgedeckt.

Am Samstag den 19. August wartete eine gespannte Menge vor dem Kohlenmeiler und auch das BR-Fernsehteam ließ sich das Spektakel nicht entgehen. Armin Desch und der Erste Bürgermeister Ralf Wetzel entfachten den Meiler mit Holzkohle vom befreundeten Köhlerverein aus Bad Orb und wünschte „Gut Brand!“. Sechs Tage sollte das Buchenholz schwelen. Die Herausforderung für das Köhlerteam war es nun den Meiler zu kontrollieren, er durfte weder erlöschen, noch durch zu viel Luft zu brennen beginnen. Daher musste dieser rund um die Uhr, die ganze Woche über, bewacht, belüftet, abgedeckt und bewässert werden. Ein Knochenjob bei sengender Hitze und strömendem Regen, aber auch zauberhaft schön, wenn zum Sonnenuntergang der dichte weiße Qualm mystisch vom Meiler gleitet und das Lagerfeuer leise daneben knistert.

Über Einsamkeit konnten sich die Köhler*innen bei der Meilerwache nicht beklagen. Durchwegs kamen Interessierte, manche sogar mehrfach täglich, um den Fortschritt zu begutachten. Schwer zu finden war der Meiler nicht. Einfach der Nase nach! Denn nicht nur den weißen Dampf konnte man aus der Ferne sehen, auch riechen konnte man ihn schon von Weitem. Während der „Köhlerwoche“ war einiges geboten: Böllerschützen knallten, die Dorfmusik spielte, beim „Wildererabend“ verköstigte Reinhold Domberger die Hungrigen mit Wild am Spieß und eine fantastische Feuershow von Magicum Ignis, die für diesen Anlass extra aus dem Urlaub angereist waren, begeisterte Jung und Alt.

Am Donnerstag rückte dann die die Ziemetshauser Feuerwehr an und der Meiler wurde mit einer Löschlanze mit 7200 Litern Wasser abgelöscht. Tags darauf beugten sich dann die Köhler*innen gespannt über die Öffnung, die in den Meiler gegraben wurde. „Das schwarze Ziemetshauser Gold!“ rief Nachwuchsköhlerin Isabell begeistert. Es hatte funktioniert! Dunkel schimmerte ihnen das schwarze Brennwunder entgegen. Armin Desch schlug zwei Brocken Kohle aneinander und meinte: „Das klingt wie Glas. Daran erkennt man hochwertige Kohle.“

Knapp 10 Stunden wurde geschaufelt, die Kohle zum Trocknen ausgelegt, schnell abgelöscht, wenn noch etwas qualmte und in Säcke verpackt. Inzwischen war es Nacht, am Himmel zogen dunkle Gewitterwolken auf. Es war ein Rennen gegen die Zeit, doch schließlich war das letzte Stück Kohle eingesackt. „Gerade noch geschafft!“ dachte sich die Horde staubig, schwarz verschmierter, aber glücklicher Gestalten, als die dicken Regentropfen herunterprasselten.

Eine Woche nach der Entfachung des Meilers konnte hochwertige „Ziemetshauser Buchenholzkohle aus dem Seyfriedsberger Forst“ ergattert werden. 497 Kohlesäcke stapelten sich als Ergebnis des spannenden Projekts. Wer nicht live dabei sein konnte und ein paar Eindrücke vom Köhlern gewinnen möchte, findet Videos von Peter Skiba zum Ziemetshauser Kohlenmeiler auf YouTube und den Bericht „Kohle selbstgemacht“ in der ARD Mediathek sowie der Internetseite des BR Fernsehens.

Der Heimatverein bedankt sich herzlich bei allen die unterstützten und sponserten, insbesondere die Gemeinde Ziemetshausen, Holzbau Aumann, Sägewerk Aigster, Karl Miller GmbH, Holzbau Liebhaber, Thomas Brecheisen aus Langenneufnach, Familie Fischer aus Vorderschellenbach, Hösle Auto GmbH, Fammobilien III GmbH & Co. KG, Deikra-Futter GmbH, Elektro Fendt, Fabian's Proud Breeding Stable, AD-Nagler GmbH & Co. KG, Brauerei Schimpfle, Getränke Gleich, Martin Gumpinger, Mike Jagiela, Fotostudio Engel, Feuerwehr Ziemetshausen und bei all den fleißigen Helfer*innen, die das Team mit Essen versorgten und so den Bau des Kohlenmeilers, der einzige im Umkreis von rund 250 km, ermöglichten.