Heimatverein Ziemetshausen
und Umgebung e.V.

Das schwarze Ziemtshauser Gold  

Das Köhlerteam des Heimatverein Ziemetshausen baut zum zwieten Mal einen Kohlemeiler

Text: Bea Spenger, Antje Mach

Die Würstchen brutzeln, darunter knackt und knistert die Kohle. In fast jedem Haushalt ist sie zu finden und darf bei einer Grillparty nicht fehlen. Doch wie entsteht eigentlich das schwarze Brennwunder? Genau das konnte man hautnah selbst in Ziemetshausen während der Köhlerwoche im Juni herausfinden.

Bereits im Altertum wurde Holzkohle hergestellt, da diese essenziell zum Schmelzen von Metallen war. Dazu baute man schon damals sogenannte „Meiler“. Vorletztes Jahr wurden sogar im Ziemetshauser Wald Anhaltspunkte für eine historische Kohlenmeiler-Platte gefunden. Dieses jahrtausendealte, heimische Handwerk wieder aufleben zu lassen, hatte sich das Köhler-Team des Heimatvereins Ziemetshausen zum Ziel gesetzt. Geleitet wurde das Projekt von Joachim Böck und dem im Kohlenmeiler-Bau erfahrenen Armin Desch.

Auf eine Bodenplatte aus Holz wurde mittig ein „Quandel“ (Feuerschacht) gebaut, um das Buchenholzscheite gestellt wurden. Ausdauernd wurde ein Scheit dicht auf das anderen geschichtet und schließlich ragte ein beträchtlicher Hügel aus ca. 23 Ster Holz aus der Wiese, der stattlichen fünf Meter Durchmesser und rund zweieinhalb Meter Höhe maß. Dieser wurde schließlich durch Heu und einer etwa 10 cm dicken Erdschicht luftdicht abgedeckt.

Am Samstag den 7. Juni wartete eine gespannte Menge vor dem Kohlenmeiler. Der 2. Bürgermeister Edwin Räder entfachte zusammen mit Armin Desch den Meiler mit Holzkohle vom befreundeten Köhlerverein aus Bad Orb und einem dreifachen „Gut Brand!“. Knapp fünf Tage schwelte das Buchenholz. Die Herausforderung für das Köhlerteam war es nun den Meiler zu kontrollieren: Er durfte weder erlöschen, noch durch zu viel Luft zu brennen beginnen. Daher musste dieser rund um die Uhr, die ganze Woche über, bewacht, belüftet und nachverdichtet werden. Ein Knochenjob bei sengender Hitze und strömendem Regen, aber auch zauberhaft schön, wenn zum Sonnenuntergang der dichte weiße Qualm mystisch vom Meiler gleitet und das Lagerfeuer leise daneben knistert.

Über Einsamkeit konnten sich die Köhler bei der Meilerwache nicht beklagen. Durchwegs kamen Interessierte, manche sogar täglich, um den Fortschritt zu begutachten. Schwer zu finden war der Meiler nicht. Einfach der Nase nach! Denn nicht nur den weißen Dampf konnte man aus der Ferne sehen, auch riechen konnte man ihn schon von Weitem.

Während der „Köhlerwoche“ war einiges geboten: Ein buntes Musikprogramm sorgte für Stimmung ebenso wie die „Köhlerkids“ die mit ihren Choreografien unter Leitung von Sandra Domberger über die Wiese wirbelten. Beim Frühschoppen konnte man gemütlich in den Tag starten und die Oldtimer bewundern, während die Kinder sich beim Basteln verausgaben konnten. Weitere Highlights waren die spannende Feuershow von Magicum Ignis und zwei Freilichtkino Vorstellungen mit Filmen, die in unserer Region gedreht wurden. Mit der Sci-Fi-Heimatfilmkomödie „Xaver und sein außerirdischer Freund“ und der Krimikomödie „Leberkäs und Leichenstarre“ gab es viel zu lachen. Schauspieler Martin Spengler präsentierte höchstpersönlich die legendäre goldene Leberkässemmel-Requisite dem begeisterten Publikum, das sich auf den dicht gereihten Bierbänken drängte. Über eine Woche stemmten der Heimatvereins ein abwechslungsreiches Programm und versorgten die Besucherströme mit kulinarischen Leckereien. „Ein absoluter Erfolg, der ohne die zahlreichen engagierten Helfer nicht möglich wäre!“ lobt Joachim Böck.
Während das Fest noch in vollem Gange war, ging dem Meiler dann langsam der Dampf aus. Am 12. Juni rückte die die Ziemetshauser Feuerwehr an und der Meiler wurde mit einer Löschlanze mit ca. 7.000 Litern Wasser abgelöscht. Einen Tag ruhte der Meiler und schließlich war es soweit: Um 4.30 Uhr morgens versammelte sich das Köhlerteam mit Schaufeln, Gabeln und Spitzhacken bewaffnet vor dem Meiler und beugte sich kurz darauf gespannt über die Öffnung, die in den Meiler gegraben wurde. Dunkel schimmerte ihnen das schwarze Ziemetshauser Gold entgegen. Es hatte funktioniert!

Armin Desch schlug zwei Brocken Kohle aneinander und meinte: „Das klingt wie Glas. Daran erkennt man hochwertige Kohle.“ Knapp 9 Stunden wurde geschaufelt, die Kohle zum Trocknen ausgelegt, schnell abgelöscht, wenn noch etwas qualmte und in Säcke geschippt. Jeder packte mit an. Joachim Böck ist begeistert von seiner bunt gemischten Köhlertruppe: „Vom Rechtsanwalt über die Schullehrerin bis hin zum Handwerkermeister ist alles dabei. Der Zusammenhalt ist spitze!“ Schließlich war das letzte Stück Kohle eingesackt und die Horde staubig, schwarz verschmierter, aber glücklicher Gestalten strahlte sich an. 504 Säcke mit hochwertiger „Ziemetshauser Buchholzkohle aus dem Seyfriedsberger Forst“ stapelten sich als Ergebnis des spannenden Projekts.

Die Anzahl der schlussendlich geernteten Säcke konnte während der Köhlerwoche beim Köhlerrätsel geschätzt werden. Der Gewinner mit der exakten geschätzten Anzahl von 504 Säcken war Samuel Hiller aus Ziemetshausen. Er kann sich über einen großen Sack Buchenholzkohle freuen. Der zweite Platz mit einer fast exakten Anzahl geernteter Säcke Buchenholzkohle geht an Ceridwen Aumann aus Ziemetshausen. Eine DVD „Leberkäs und Leichenstarre“ erhalten die Plätze drei bis fünf: Ramona Wagner, Linda Soeldner und Claudia Braun-Eheim aus Ziemetshausen.

Der Heimatverein Ziemetshausen und Umgebung möchte sich von ganzem Herzen bei allen Unterstützern dieses Projekts bedanken: Der Marktgemeinde Ziemetshausen, Holzbau Aumann, Karl Miller GmbH, Holzbau Liebhaber, Sonja Kramer, Helmut Bosch, Bernd Nodes, Wiedenbauerhof, Fammobilien, Elektro Fendt, Brauerei Schimpfle, FFW Ziemetshausen, Deikra Futter, AD Nagler GmbH, Sägewerk Aigster, Thomas Brecheisen, Gabi Schmid, Magicum Ignis und der Dorfmusik.

Und zu guter Letzt und von ganzem Herzen geht der Dank an die Mitgliedern des Heimatvereins und deren Familien für die Hilfe vor, während und nach den Köhlertagen. Ohne Euch wäre dieses Projekt niemals möglich gewesen. 

Für Reinhold.